Quartierverein Wiedikon

Ugandischer Kaffee am Brupbacherplatz

Andrew Katumba und Nadja Tan vor ihrem Take-away Café am Brupbacherplatz Andrew Katumba und Nadja Tan vor ihrem Take-away Café am Brupbacherplatz
«Wir haben es nicht weit geschafft», sagt Andrew Katumba und lacht, als er von seiner Beziehung zum Kreis 3 zu erzählen beginnt. An der Zypressenstrasse aufgewachsen, hat er die Schulen Sihlfeld und Aemtler sowie den Musikunterricht beim Bahnhof Wiedikon besucht und auf der winterlichen Kollerwiese geschlittelt. Auch seine beiden Brüder leben immer noch im Quartier, als Arzt und Werber.

2018 haben Andrew Katumba und seine Frau Nadja Tan an der Weststrasse beim hippen Brupbacherplatz ihr Unternehmen val&tin’s garden AG eröffnet und sind seit Sommer 2020 Firmenmitglied des Quartiervereins Wiedikon. Hinter ihrem Firmennamen steckt viel Persönliches und Visionäres. Val&tin’s garden produziert und vermarktet nachhaltig hergestellte Güter aus aller Welt. Dazu gehört auch der fair produzierte ISULE Kaffee aus Uganda, der Teil der bewegten Familiengeschichte Katumbas ist.

Sein Vater – aus dem zentralafrikanischen Uganda stammend – lässt sich in der Ukraine zum Arzt ausbilden, heiratet eine Ukrainerin und kehrt nach Uganda zurück. Aus politischen Gründen müssen er und seine Frau das Land verlassen und ziehen nach Deutschland. Als Andrew Drei ist, lässt sich die Familie in Zürich nieder. Als Vater Katumba 2014 stirbt, ist es sein letzter Wille, in Uganda begraben zu werden. Das bedeutet für Andrew und seine Geschwister, alle Vorurteile über Bord zu werfen und das fremde Heimatland zu entdecken. Andrew ist begeistert von Uganda. Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker erkennt er das Potenzial des Arabica Kaffees, der am Fusse des Ruwenzori Bergmassivs angebaut wird.
Sanft bis powervoll: Isule-Kaffee gibt’s in der Gelateria di Berna zu kaufen und geniessen Sanft bis powervoll: Isule-Kaffee gibt’s in der Gelateria di Berna zu kaufen und geniessen
«Wenn wir Kaffee trinken oder kaufen, dann ist uns allenfalls die Marke bekannt, aber kaum die Kaffeesorte, geschweige denn das Anbaugebiet» stellt Katumba fest. Das «Terroir» sei beim Kaffee genauso ausschlaggebend wie beim Wein, nur noch zu wenig populär. Dass dem so ist, hat viel mit dem Handel zu tun: Kaffee wird etwa 14 Mal gehandelt, bevor wir ihn geniessen. Als Katumba sah, dass die Kaffeebauern im ugandischen Isule ihre Ernte unter den Gestehungskosten an Zwischenhändler verkaufen müssen, da ihnen der direkte Marktzugang fehlt, stieg er selbst ins Kaffeegeschäft ein. So wurden Katumba und seine Frau Produzenten und Händler. Sie schufen den Brand ISULE Kaffee, kreierten eine Verpackung und suchten über die Plattform «Marktzugang» von gebana die ersten 600 Abnehmer für ihre zwei Produkte aus ugandischem Arabica Kaffee. Inzwischen sind es vier unterschiedliche Produkte – von sanft bis powervoll, als Bohnen, gemahlen oder in Form von Oekopads für die Maschine. Mehr dazu unter: www.isulecoffee.ch

Noch bis zum 12. Oktober betreiben Andrew Katumba und seine Frau Nadja in der Gelateria di Berna am Brupbacherplatz jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 7:30 bis 11:30 ihr Take-away Café. Was nachher kommt, ist noch offen. Aber Katumba stresst das nicht. Für den Kaffeeverkauf über die Gasse hat er bereits das passende Kaffeevelo organisiert. Überhaupt hat der SP-Kantonsrat, Organisationsberater (Creative Strategist), Unternehmer und Familienvater viele Standbeine und ebenso viele Projekte, die alle miteinander verknüpft sind. Private und politische Interessen verzahnen sich, sei es für die Kühlung und Begrünung der Stadt, für nachhaltige und verantwortungsbewusste Ernährung oder die Sensibilisierung und den Einbezug der Bevölkerung für die öffentlichen Begegnungsorte der Stadt. «Mehr Dschungel brauche es», nicht nur dort, wo der Kaffee wächst.

Text: Christina Sonderegger