Quartierverein Wiedikon

«Momentan haben wir Arbeit wie fast nie»

Der Chef in einem seiner Werkstatträume Der Chef in einem seiner Werkstatträume
Nicht alle Firmen und Selbständigerwerbende hatten gleich stark unter der Corona-Krise zu leiden. Bei einigen hat das Geschäft nach einer kurzen Schockstarre wieder kräftig angezogen. Dazu gehört etwa die Wiediker Schreinerei Kessler AG. Wir haben die Firma besucht und mit ihrem Chef gesprochen. Die Werkstatt liegt zwischen Schmiede Wiedikon und Manesseplatz, in einem Innenhof an der Dubsstrasse 44.

«Als der Lockdown angekündigt wurde, erlebten wir erst einen kleinen Schock. Wie geht es jetzt weiter?», sagt Fredy Kessler (55), Inhaber und Geschäftsführer der Schreinerei, die drei Stockwerke im gelben Haus belegt. Doch rasch hätten sie realisiert, dass sie unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln weiterproduzieren könnten. «Der Abstand ist in unserer verwinkelten Werkstatt sowieso kein Problem. Zusätzlich haben wir Desinfektionsmittel bereitgestellt, waschen häufiger die Hände. Nur das Zusammensitzen bei der Znünipause mussten wir aufgeben.»
Vom Möbelschreiner zum Geschäftsinhaber: Fredy Kessler Vom Möbelschreiner zum Geschäftsinhaber: Fredy Kessler
Der gelernte Möbelschreiner Fredy Kessler, hatte in den 1990er Jahren mit einem Kollegen eine kleine Schreinerbude an der Grubenstrasse in der Binz betrieben, in der früher Holztische für Pfaff-Nähmaschinen hergestellt wurden. Im Jahr 2000 übernahm er die grössere Werkstatt an der Dubsstrasse. Dort existiert seit 99 Jahren eine Schreinerei, die unter Mitarbeitern jeweils weitergegeben wurde. Der heutige Hausbesitzer, weit über 80, hat das Geschäft seinerzeit vom Sohn des ursprünglichen Gründers übernommen.

Die Schreinerei Kessler bezeichnet sich deshalb stolz als jahrzehntealten Wiediker Betrieb. Gegenwärtig beschäftigt er 12 Personen: Schreiner, Einrichtungsmonteure, Bürohilfe, einen Arbeitsvorbereiter und zwei Lehrlinge. Neben städtischen Kunden wie Altersheime lassen auch private Hauseigentümer, Architekten und Verwaltungen bei Kessler Aufträge ausführen. Die Firma ist spezialisiert auf sanfte Renovationen, Küchen, Fenster, Brand- und Schallschutzmassnahmen. Seit ein paar Wochen läuft die Produktion wieder auf Hochtouren: «Momentan haben wir Arbeit wie fast nie zuvor.» Es sei, wie wenn Kunden jetzt ihr Geld lieber in einen Wohnungsumbau stecken als an der Börse zu investieren. Darüber freut sich der Chef. Und betont auf der Website, wie er mit dem «Öko-Kompass der Stadt Zürich» die Produktion in allen Belangen optimiert habe.
Die Schreinerei belegt drei Stockwerke im gelben Haus an der Dubsstrasse 44 Die Schreinerei belegt drei Stockwerke im gelben Haus an der Dubsstrasse 44
Fredy Kessler ist im Quartier verwurzelt und arbeitet als Vorstandsmitglied im Verein «Gewerbe Zürich 3» mit. Jener Verein mit dem genialen Wiediker Slogan «Lueg zerscht im Drüü», auf den der Quartierverein direkt neidisch ist. Kürzlich hat die Zeitung «Zürich West» ein kleines Porträt über die Schreinerei veröffentlicht.

Mehr unter: schreinerei-kessler.ch